Neue Längsteilanlage am Standort Sennwald

Wir investieren in Ihre Zukunft

60 Mikropfähle im setzungsempfindlichen Untergrund sorgen dafür, dass der Boden die tonnenschwere Anlage hält.

Die ersten Schwierigkeiten offenbarte der nicht sichtbare Teil des Hallenbodens. Ein geologisches Gutachten attestierte einen setzungsempfindlichen Untergrund. Damit der Boden die tonnenschwere Anlage halten würde, rammten wir 60 Mikropfähle bis zu 12 m in den Boden, zu festem Untergrund. Anschliessend wurden die Pfähle ausbetoniert und mit der 630 m2 grossen neuen Bodenplatte verbunden, auf der u.a. die Längsteilanlage steht.

Bodenplatte: nur 0.2 mm Toleranz auf 30 m

Da die neue Längsteilanlage kaum Toleranzen in ihrer Positionierung und ihrer Ausrichtung zulässt, darf sich die bis zu 1 m dicke Bodenplatte unter der Anlage nicht durch deren dynamische Kräfte oder deren Gewicht verändern. 40 t Bewehrungsstahl in der Bodenplatte waren nötig, um eine Toleranz von lediglich 0.2 mm auf 30 m zu erreichen.

Längsteilanlage Sennwald
Zugunsten der Arbeitssicherheit werden die Hubwagen der Anlage im Boden versenkt. Dadurch ist die Maschine vom Boden aus zugänglich.

Leitungen im Boden verlegt

Auch die bis knapp 2 m tiefen Schächte für die im Boden versenkten Hubaggregate waren millimetergenau auszuführen. Zudem wurden alle Kabelkanäle ebenfalls in die Bodenplatte eingelassen. Die Leitungen in den Boden zu verlegen, ist wartungsfreundlicher und erhöht die Arbeitssicherheit: Niemand muss über die elektrischen Leitungen steigen.

Maschine muss vom Boden aus zu bedienen sein

In der Bodenplatte sind die erwähnten grossen Schächte für die Hubwagen der Maschine zu finden. Indem wir die Wagen in den Boden versenken, müssen wir die Maschine nicht anheben. Das heisst, die Maschine ist vom Boden aus zugänglich. Das erleichtert zum einen den Produktionsprozess und fördert zum anderen ebenfalls die Arbeitssicherheit.

Längsteilanlage Sennwald
1'200 m2 extrem stark armierter Boden forderten die Belagsfräse aufs Äusserste heraus.

Anschluss an alten Hallenboden schwierig

Nachdem die plane Bodenplatte erstellt war, wurde der restliche Hallenboden ausgeglättet. Durch Nutzung über viele Jahre hinweg und die damit verbundenen Belastungen haben sich unterschiedliche Setzungen ausgebildet. Für einen sauberen Anschluss des neuen Bodens an die bestehende Bodenplatte mussten wir den alten Belag auf 2 m Breite ausfräsen und mittels Monobeton einen Übergang schaffen. Damit ist die logistische Unabhängigkeit zwischen Maschine und Lager gewährleistet.

Über 100 m langer Fluchttunnel

Eine Auflage beim Baugesuch war ein Fluchttunnel entlang der Hallenwand. Er ist aus Kalksandstein gemauert und über 100 m lang. Im Falle eines Brands in der Halle gewährleistet er den sicheren Weg ins Freie.

Längsteilanlage Sennwald
Ein Gerüst aus Stahlschnur und Senkblei ist die zuverlässigste Methode, um die Anlage auf ein Zehntel genau auszurichten.

Belagsfräse am Limit

Die neue Bodenplatte für die Maschine wurde im hinteren Teil der Halle erstellt. Im vorderen Teil, bei der Anlieferung des Rohmaterials, war noch der alte Belag zu finden. Statt ihn rückzubauen und zu ersetzen, entschieden wir, ihn abzufräsen. Diese Arbeit sollte eine Belagsfräse erledigen, wie sie beim Autobahnbau eingesetzt wird. Dass der 1'200 m2 umfassende Boden in diesem Teil der Halle extrem stark armiert war, brachte die gewaltige Maschine an ihr Limit. Fast wären die Arbeiten abgebrochen worden. Schliesslich jedoch schaffte die Maschine ihren Auftrag. Nach dem Abfräsen wurde eine etwa 3 cm dicke Monobetonschicht eingebracht. Am Ende wies die Halle einen einheitlichen Bodenbelag auf.

Längsteilanlage Sennwald
Akribische Justierung des Maschinenteils. Im September soll die Anlage den Betrieb aufnehmen.

Montage mit Schnurgerüst und Senkblei

Während sich in der einen Hallenhälfte die Belagsfräse abmühte, schritt in der anderen Hallenhälfte die Montage der Längsteilanlage voran. Um diese Arbeiten von dem beim Fräsen anfallenden Staub zu schützen, spannten wir eine monströse Plastikwand von der Decke der Halle bis zum Boden. Ein Gerüst aus Stahlschnur über der Maschine und Senkblei garantiert den exakten Aufbau der Anlage. Dies ist die zuverlässigste Methode, um die Maschine auf ein Zehntel genau auszurichten.

Ausblick stimmt zuversichtlich

Da wir wann immer möglich Arbeiten parallel ausgeführt haben, sind wir im Zeitplan. Der Aufbau der Anlage wird voraussichtlich Ende August abgeschlossen sein. Wir sind zuversichtlich, die Anlage im September in Betrieb nehmen zu können.

Baureportage Teil 1: Die Taucher

Das Längsteilen von Aluminium- und Stahlbändern ist Teil unseres Kerngeschäfts. Unsere Anlage in Menziken AG entspricht mit ihren 33 Jahren jedoch nicht mehr den heutigen Anforderungen: veraltete Technologie, Sicherheitsrisiken und hohe Umrüstzeiten. Ferner ist es je länger, je schwieriger, Ersatzteile zu finden. Da in Menziken der Platz fehlt, investieren wir an unserem Standort Sennwald SG in eine neue Längsteilanlage.

Aluminiumcoils bis auf 20 mm Breite längsteilen

Mit unserer neuen hochmodernen Längsteilanlage bearbeiten wir Aluminiumcoils bis 1’300 mm Breite und 0.2 bis 3.0 mm Dicke. Die minimale Streifenbreite beträgt 20 mm. Die neue Anlage ist auf eine Schlingengrube angewiesen, die das gleichmässige Aufwickeln der unterschiedlich langen Bandstreifen gewährleistet. Noch ist die Halle, in der die Anlage stehen wird, leer …

Längsteilanlage Sennwald
Das 15-t-Rammgerät am Seilbagger wird den Fels in der Grube zertrümmern.

Spatenstich: Die Grabarbeiten beginnen

Im November 2023 erfolgt der Spatenstich. Wobei keine Rede von einem «Spaten» sein kann. Stattdessen fährt ein 80-t-Seilbagger in der bisher leeren Halle auf, begleitet von einem schweren Radlader und einem 18-t-Radbagger. Draussen stehen drei grosse Tanks gefüllt mit 235'000 l Bentonit-Wasser-Gemisch bereit, das als Stützflüssigkeit bei der Erstellung der Schlitzwände dient. Die Grube besteht aus zehn Schlitzwandsegmenten. Normalerweise benötigt man knapp drei Tage, um ein Schlitzwandelement zu erstellen. In der Tiefe stossen wir jedoch auf ein Problem.

Halle und Umgebung erzittern

In der Grube finden wir Fels vor und müssen unseren Seilbagger umfunktionieren: Statt mit dem 12 t schweren Greifer zu baggern, lässt er nun ein 15-t-Rammgerät in die Grube fallen. Die Halle und ihre Umgebung erzittern unter der Wucht des Aufpralls. Aber schliesslich ist der Fels so zertrümmert, dass wir ihn greifen und herausbaggern können. Beim Versetzen der Bewehrung in der Grube steht uns die nächste Herausforderung bevor.

Längsteilanlage Sennwald
Wir erstellen zehn Schlitzwandelemente. Dafür müssen wir die Bewehrungskörbe geteilt verbauen. Betoniert wird im Bentonit-Wasser-Gemisch.

Bewehrungskörbe geteilt verbauen

Die Grube ist 19 m tief, die Halle jedoch nur 10 m hoch. Das bedeutet, dass wir die Bewehrungskörbe nicht in einem Stück verbauen können – wir müssen sie teilen. Konkret: Wir lassen einen Bewehrungskorb in die Grube ein, sodass er noch ein Stück aus der Grube ragt. Dann platzieren wir den nächsten darüber und schweissen die beiden Körbe zusammen.

Schlitzwände: Betonieren im Bentonit-Wasser-Gemisch

Nachdem wir einen Bewehrungskorb in der Grube platziert haben, betonieren wir das entsprechende Schlitzwandsegment – im Bentonit-Wasser-Gemisch – von unten nach oben mithilfe eines Rohrs, durch das der Spezialbeton fliesst. Dieser Vorgang wiederholt sich, bis alle Elemente fertig sind. Mit einigen Tagen Verzögerung wegen des Felses können wir die zehn Schlitzwände in Form eines Dekagons fertigstellen. Total werden für die Schlitzwände 300 m3 Aushub abtransportiert und 1’000 t Beton verbaut.

450 m3 Material aus der Grube entfernt

Nun heben wir die Grube innerhalb des Dekagons aus: Rund 450 m3 Material transportieren wir ab! Von den 19 m Grubentiefe werden wir schliesslich 15 m als Schlingengrube für den Betrieb der Anlage nutzen. Der Gruben-Innendurchmesser beträgt 5.4 m.

Längsteilanlage Sennwald
Die Schlingengrube ist 19 m tief. Davon werden wir 15 m für die Längsteilanlage nutzen. Der hohe Grundwasserpegel erschwert die Bauarbeiten.

Wenn die Sohle nicht dicht ist

Die Schlitzwände sind fertig betoniert, die Grube ist ausgebaggert – und wir stehen vor der nächsten Herausforderung: Die Grube ist immer noch voll, aber nun mit Wasser! Warum? Der Grundwasserpegel liegt bei 2 m unter dem Hallenboden. Für uns bedeutet das, dass wir die nächsten Arbeitsschritte ebenfalls unter Wasser ausführen müssen. Erst einmal betonieren wir die Unterwassersohle – also den Abschluss der Grube nach unten. Diese Sohle besteht in einer 2 m dicken Platte. Auf ihr erstellen wir schliesslich die eigentliche Bodenplatte aus Beton.

Taucher arbeiten «blind»

Da die Grube noch immer fast bis zum Rand mit Wasser gefüllt ist, engagieren wir zwei Taucher, die uns bei den Bewehrungsarbeiten unterstützen. Der Bodenplatte fehlen nach dem Betonieren noch die Bewehrungsanschlüsse zur Wand. Das erledigen die beiden Taucher: Sie bohren und versetzen die Bewehrung unter Wasser. Doch das ist nur die kleinere Schwierigkeit. Denn die Taucher müssen die Arbeiten «blind» ausführen – das trübe Grubenwasser lässt schon ab 10 cm «Tiefgang» keine Sicht mehr zu!

Längsteilanlage Sennwald
Taucher versetzen die Bewehrung in 19 m Tiefe. Im trüben Grubenwasser herrscht schon ab 10 cm «Tiefgang» völlige Dunkelheit.

Ein Tauchgang darf höchstens 1.5 Stunden dauern

Während der eine Taucher die Arbeit unter Wasser verrichtet, überwacht ihn der andere vom Rand der Grube aus. Dann wird gewechselt. Wegen Arbeitsbelastung und Ermüdung können die Taucher maximal 1.5 Stunden am Stück unter Wasser arbeiten. Sie tragen drei Handschuhe übereinander gegen Kälte und Nässe. Mit diesen drei Schichten an den Händen müssen sie wegen der Nullsicht alles ertasten.

Die Grube ist trocken

Zum Glück geht alles gut und wir können die Taucharbeiten Mitte Dezember 2023 abschliessen. Das Wasser ist inzwischen ausgepumpt und die Grube ausgetrocknet. Mittels Injektionsverfahren dichten wir sie ab. In den nächsten Tagen erfolgen zwecks künftiger Wartungsarbeiten der Einbau eines Pumpenschachts, der Leiter, der Notbelüftung und des Lichts in der Grube. Dank des Lichts werden wir später – wenn die Maschine in Betrieb ist – auch sehen können, wie tief die Aluminiumschlinge in die Grube reicht.

Interview Reto Caprez, Leiter Metall Service

Längsteilanlage Sennwald
Reto Caprez, Leiter Metall Service, Mitglied der Gruppenleitung Debrunner Koenig

«Der Output ist vier- bis fünfmal höher»

Reto Caprez, Leiter Metall Service, Mitglied der Gruppenleitung Debrunner Koenig

Warum investiert Debrunner Metallservice in eine neue Längsteilanlage?

Abgesehen von Sicherheitsrisiken und veralteter Technologie spielt die Zeit eine Rolle: Unsere 33-jährige Anlage kann mit dem Tempo, auf das unsere Kundinnen und Kunden angewiesen sind, nicht mehr mithalten. Bei der neuen Anlage sind die Umrüstzeiten fünfmal schneller und der Output ist dadurch vier- bis fünfmal höher.

Längsteilanlage Sennwald
Die neue Längsteilanlage weist fünfmal schnellere Umrüstzeiten auf – der Output ist dadurch vier- bis fünfmal höher.

Welchen Herausforderungen – abgesehen von den baulichen – standen Sie bei diesem Projekt gegenüber?

Erst einmal mussten wir prüfen, ob überhaupt ein Markt vorhanden ist für das Längsteilen. Darauf abgestimmt galt es zu evaluieren, welcher Anbieter bzw. welcher Maschinentyp die Marktanforderungen erfüllte. Dann folgten Abklärungen zu den Möglichkeiten an unseren beiden Standorten Menziken und Sennwald.

Der Entscheid fiel auf Sennwald. Was bedeutet das für den Standort Menziken?

Die alte Längsteilanlage in Menziken werden wir abbauen, nachdem die Anlage in Sennwald ihren Betrieb aufgenommen hat. Den frei gewordenen Platz werden wir zum Vorteil für unsere Kundschaft zu nutzen wissen.

Wann werden Sie die neue Anlage in Betrieb nehmen?

Wenn alles wie geplant läuft, werden wir noch dieses Jahr die ersten Aluminiumcoils auf der neuen Anlage längsteilen.